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Fit für den Wandel: Mitarbeitende praxisnah mit TQs auf neue Technologien vorbereiten

TQ-Teilnehmer Ricky Wallner in der Werkstatt beim C1TT

Ricky Wallner absolviert bei der C1TT GmbH eine TQ zum Industrieelektriker für Betriebstechnik.

© C1TT GmbH

Nach einer Erstausbildung und vielen Jahren Praxis am Band und in der Qualitätssicherung zurück auf die Schulbank? Ricky Wallner ist 44 Jahre alt – und er hat es gewagt. „Ich habe 2001 meine erste Ausbildung gemacht und bin 2009 bei Continental eingestiegen“, erzählt Wallner von seinen Anfängen bei der Continental AG, einem führenden Automobilzulieferer und Industriespezialisten. Die Arbeit war vertraut, der Alltag eingespielt. Trotzdem – oder deswegen – wuchs in ihm der Wunsch, noch einmal etwas Neues zu lernen. Die Gelegenheit kam bei einer firmeninternen Veranstaltung zur beruflichen Weiterqualifizierung. „Da wurde die Möglichkeit vorgestellt, mit einer Teilqualifikation schrittweise einen Berufsabschluss zu machen“, berichtet Wallner. Ihm war schnell klar: Diese Chance will er nutzen. „Ich habe mich direkt angemeldet.“

Ein zweiter Berufsabschluss – Schritt für Schritt

Seitdem absolviert er die Teilqualifikation (TQ) zum Industrieelektriker für Betriebstechnik, durchgeführt vom C1TT – ein Bildungsinstitut, dass Beschäftigte beim Ausbau ihrer individuellen Beschäftigungsfähigkeit durch Qualifizierungsangebote unterstützt. Das C1TT wurde gegründet, um Beschäftigte mit passgenauer, praxisnaher Weiterbildung auf technologische Veränderungen in der Industrie vorzubereiten. 

„Teilqualifikationen sind für viele ein realistischer Weg“, sagt Theresa Riefenstahl, die beim C1TT für die Konzeption der Maßnahmen verantwortlich ist. „Gerade wer schon lange im Job ist, oder keinen Berufsabschluss hat, tut sich schwer mit einer klassischen Umschulung. Die TQ ist flexibler und trotzdem ein offizieller Weg zum Abschluss.“

Das Lernen wieder lernen

Ricky Wallner hat bereits vier von fünf TQs durchlaufen und die jeweiligen IHK-Kompetenzfeststellungen bestanden. Doch der Einstieg war nicht leicht für ihn. „Ich habe gemerkt, wie schwer es ist, wieder reinzukommen. Mathe, Formeln, Lernmethoden – das alles war lange her. Einige in der Gruppe hatten einen Vorbereitungskurs gemacht, das hat ihnen schon geholfen. Ich bin allerdings nicht im Vorbereitungskurs gewesen, da mir aufgrund meiner guten Testergebnisse ein Direkteinstieg in die Teilqualifizierung empfohlen worden ist.“ Das gelang dank des didaktischen Konzepts: „Die Dozenten bringen Geduld mit. Wenn du etwas drei Mal nicht verstehst, erklären sie es ein viertes Mal.“

Das Lernen erfolgt teils in Präsenz, teils online – erwachsenengerecht und praxisbezogen. Auch die Gruppendynamik ist ein Erfolgsfaktor. „Wir sind zu zwölft, und jeder kämpft sich durch. Man hilft sich gegenseitig. Ich würde sagen: Ohne die Gruppe wär’s schwerer geworden.“

Ricky Wallner hat klare Ziele: „Ich will nicht einfach in meine alte Tätigkeit zurück. Ich will das, was ich gelernt habe, auch wirklich anwenden. Ich möchte als Elektriker arbeiten.“ Nicht zuletzt im Interesse eines stringenten Lebenslaufes: „Wenn da steht, dass ich 2025 den Abschluss gemacht habe, und ich lande dann wieder am Band, fragt sich doch jeder, was da los war. Ich will zeigen, was ich kann.“

Wirtschaftlich war die Entscheidung jedenfalls schon bisher für ihn sinnvoll. „Viele haben mich gefragt, ob man finanziell große Einbußen hat. Aber ich habe fast keinen Unterschied gemerkt. Am Ende hatte ich sogar ein wenig mehr im Portemonnaie. Fahrtkosten wurden übernommen, das war alles gut organisiert.“

Starke Partner: IHK Hannover und die "Personaldrehscheibe"

Seit 2019 bietet das C1TT Teilqualifikationen bei Continental an. Die Teilnahme ist freiwillig und nicht an eine Weiterbeschäftigung gebunden. „Wir wollen ermöglichen, nicht festlegen“, erklärt Riefenstahl. „Es geht darum, Perspektiven zu schaffen und Beschäftigungsfähigkeit zu sichern.“

Ein zentraler Partner in der Umsetzung ist die IHK Hannover. Arne Hirschner, stellvertretender Abteilungsleiter für Berufliche Bildung, begleitet das Thema seit den Anfängen „Teilqualifikationen sind ein wirksames Instrument, um Menschen Schritt für Schritt zu einem Berufsabschluss zu führen – gerade in Transformationsprozessen“, sagt er. Die IHK unterstützt mit Kompetenzfeststellungen, Qualitätssicherung und fachlicher Beratung.

Die Zusammenarbeit ist auch Teil einer regionalen Initiative: der „Personaldrehscheibe“, getragen von der Allianz der Chancen. Ziel ist, Übergänge in neue Tätigkeitsfelder und vielleicht auch zu einem anderen Unternehmen zu schaffen, bevor Arbeitslosigkeit entsteht. Wenn ein Betrieb Jobs abbaut - und ein anderer Fachkräfte sucht - können Teilqualifikationen gezielt eingesetzt werden – als Brücke von Arbeit in Arbeit.

„Teilqualifikationen lassen sich flexibel planen, fördern gezielt Kompetenzen und ebnen den Weg zum anerkannten Berufsabschluss“, betont Hirschner. Die IHK sorgt mit bundesweit einheitlichen Standards dafür, dass Qualität und Vergleichbarkeit gewährleistet sind – unabhängig vom Bildungsträger.

TQs schaffen Perspektive

Für Ricky Wallner hat sich der Weg gelohnt. „Ich würde TQ jedem empfehlen, der was Neues lernen will. Wissen schadet nie. Und es ist ein gutes Gefühl, sich nochmal richtig zu entwickeln. Ich bin kurz davor, meine zweite Ausbildung abzuschließen und will damit jetzt richtig durchstarten.“

Kontakt

Theresa Riefenstahl
Theresa Riefenstahl Head of Learning & Projects bei der C1TT GmbH