Pfadnavigation

Teilqualifikation bei BOMAG als Brücke in den Beruf

Wie das Unternehmen mit TQ neue Wege geht
TQ-Teilnehmer Arben Abazi

Arben Abazi hat bei BOMAG eine Teilqualifizierung absolviert.

© BOMAG

In Zeiten akuten Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen auf kurzfristige Lösungen, etwa durch das Abwerben von Arbeitskräften von anderen Betrieben aus der Region. Bei der Firma BOMAG aus Boppard – einem Weltmarktführer in der Verdichtungstechnik – verfolgt man jedoch einen langfristigen Ansatz. Statt sich auf den Wettbewerb um bereits verfügbare Fachkräfte zu konzentrieren, setzt man auf die Qualifizierung neuer, bislang unerschlossener Arbeitsmarktpotenziale. Ein eindrucksvolles Beispiel für diese Strategie ist das Teilqualifizierungsprojekt, bei dem insgesamt 16 Teilnehmer – viele davon langzeitarbeitslos oder ohne Berufsabschluss – die Chance erhielten, sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Die Herausforderung: Fachkräfte im Lagerbereich gewinnen

Das Projekt begann mit einer Anfrage seitens BOMAG, die Fachkräfte im Lagerbereich benötigte, bei dem Bildungswerk der rheinland-rheinhessischen Wirtschaft. Hier stellte sich heraus, dass keine geeigneten Kandidaten sofort zur Verfügung standen. Anstatt auf die klassische Rekrutierung zu setzen, entschloss sich BOMAG, gemeinsam mit dem Bildungsträger ein Qualifizierungsprogramm zu entwickeln, das auch langzeitarbeitslose Menschen und Personen ohne Berufsabschluss in den Arbeitsmarkt integrieren sollte. Die Idee, solche Potenziale zu erschließen, traf auf eine hohe Nachfrage in der Region.

Geeignete Teilnehmer finden

"Im Regelfall haben wir die Leute natürlich nicht hier auf der Ersatzbank sitzen", erklärt Marian Künzel, operativer Leiter des Bildungswerks. Daher wurde ein aufwendiges Auswahlverfahren in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Koblenz und der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen und Bad Kreuznach entwickelt, das mehrere Informationsveranstaltungen, ein Assessment mit theoretischen Tests sowie Praxistage bei BOMAG umfasste. "Das war unheimlich wichtig, weil es auch die Akzeptanz im Betrieb selbst erhöht hat", so Künzel. Die Vorauswahl berücksichtigte nicht nur die fachliche Eignung, sondern auch die sozialen, teils schwierigen, Hintergründe der Kandidaten wie familiäre Belastungen oder finanzielle Sorgen. "Die größte Herausforderung ist oft nicht die Vermittlung der Fachinhalte, sondern die persönlichen Lebensumstände der Teilnehmer", so Künzel weiter.

Die Teilqualifizierung orientierte sich am IHK-Rahmenlehrplan und bestand aus Theorie- und Praxisanteilen. Besonders der theoretische Teil stellte eine Herausforderung dar, da sich viele Teilnehmer lange nicht in einem formalen Lernumfeld bewegt hatten. "Man musste sie erst mal wieder an das Lernen heranführen", erklärt Künzel. Aber auch diese Schwierigkeit wurde gemeistert: 15 der 16 Teilnehmer schlossen die Teilqualifizierung erfolgreich ab, und acht von ihnen erlangten nach Ablegen der Abschlussprüfung als externe Teilnehmer bei der IHK Koblenz auch den vollständigen Berufsabschluss. Der älteste Teilnehmer war 58 Jahre alt.

Motivation und Engagement führen zum Ziel

"Die hohe Verbleibquote spricht für sich", sagt Vanessa Hebel, Teamleiterin für Personalentwicklung und Ausbildung bei BOMAG. Sie hebt hervor, dass dieser Erfolg nur durch das sorgfältige Auswahlverfahren und die kontinuierliche Begleitung während der gesamten Qualifizierung möglich war. Arben Abazi, einer der erfolgreichen Absolventen, beschreibt den Prozess als anspruchsvoll, aber lohnend: "Es war nicht einfach, sich für das Programm zu qualifizieren, aber es hat sich ausgezahlt", so der ehemalige Bautenschützer, der nach 15 Jahren in seinem alten Beruf über eine Zeitarbeitsfirma zu BOMAG kam. Er wollte seine Fähigkeiten weiterentwickeln, um einen größeren Beitrag zum Unternehmen zu leisten, und entschloss sich, eine Teilqualifizierung zu beginnen.

Kommunikationsaufwand und interne Skepsis überwinden

Einfach war der Weg auch für den Betrieb nicht: Besonders der hohe Kommunikationsaufwand mit den vielen beteiligten Stellen – Agentur für Arbeit, Jobcenter, Bildungsträger, Unternehmensabteilungen – forderte Zeit, Geduld und Koordination. Für Vanessa Hebel ist klar: "Man darf das nicht unterschätzen – das kostet Ressourcen. Aber wenn man es richtig macht, lohnt es sich. Man kann so etwas nicht nebenbei laufen lassen."

Neue Chancen für das Unternehmen

Und auch intern gab es zunächst Vorbehalte. Skepsis in den Teams, Unsicherheiten im Umgang mit Sprachbarrieren oder fehlenden Fachkenntnissen – das sei zu Beginn deutlich spürbar gewesen. Doch der Erfolg hat überzeugt: "Diejenigen, die sich engagiert haben, haben alle überrascht. Heute gibt es sogar Anfragen aus anderen Bereichen bei uns, ob man nicht auch eine Teilqualifizierung für Schweißer oder andere Tätigkeiten umsetzen könnte", so Hebel.

Die Maßnahme habe das Unternehmen nicht nur personell gestärkt, sondern auch kulturell bereichert. Es sei ein Impuls gewesen, über klassische Ausbildungs- und Rekrutierungsmodelle hinauszudenken. Hebel ist überzeugt, dass dieses Modell auch für viele andere Unternehmen tragfähig ist: "Teilqualifikationen sind eine echte Chance – nicht nur für Arbeitssuchende, sondern auch für Unternehmen, die nachhaltig denken."

Für die Zukunft sieht sie noch viele ungenutzte Potenziale. Nicht nur für arbeitssuchende Menschen, sondern auch für Eltern, für Teilzeitbeschäftigte, für Zugewanderte. "Man muss einfach mutig sein und die Augen offenhalten."

 

Kontakt

Kontakt Vanessa Hebel
Vanessa Hebel BOMAG GmbH