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Synergien schaffen, um Chancen zu bieten: Diese Idee stand Pate, als 2022 rund 30 Unternehmen und Bildungsträger unter Koordination der Agentur für Arbeit Nürnberg den „Qualifizierungsverbund Nürnberg“ ins Leben riefen. Ziel der Initiative ist es, Beschäftigte, die bislang Helfertätigkeiten übernehmen, gemeinsam schrittweise durch Teilqualifikationen (TQ) zu Fachkräften weiterzubilden und sie auf dem Weg zu einem IHK-Abschluss zu begleiten. Ein zentraler Vorteil dieser Kooperation besteht darin, dass Unternehmen nicht mehr eigenständig Weiterbildungsmaßnahmen organisieren müssen, sondern dass durch ihre Zusammenarbeit gemeinsame, ausreichend besetzte Lehrgänge und Weiterbildungsklassen entstehen.
„Die Idee entstand in Nürnberg, als wir feststellten, dass die Zusammenarbeit zwischen Bildungsträgern und die Bündelung kleiner Gruppen zu einem besseren Angebot führt“, erklärt Stefan Kastner, bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nürnberg für Mittelfranken Leiter der Berufsbildung.
Der Qualifizierungsverbund startete zunächst mit einem Personaldienstleister, der frühzeitig Interesse an Teilqualifizierungen zeigte und Praxisphasen besonders effektiv integrieren konnte. „Ein großer Vorteil lag in der Verbindung von Sprachkursen und fachlicher Ausbildung, besonders während der Ankunft der Flüchtlinge 2015/2016“, so Kastner. Durch diese innovative Herangehensweise konnten die Menschen schneller Deutsch lernen und gleichzeitig Fachkenntnisse erwerben.
Seit Oktober 2023 sind alle Unternehmen in Nürnberg eingeladen, sich dem Qualifizierungsverbund anzuschließen. Das Modell basiert auf einem modularen Ansatz. Zunächst erarbeiten die Unternehmen für ihre teilnehmenden Mitarbeitenden individuelle Karrierepläne. Darin werden unter Berücksichtigung von Talenten, Kenntnissen und beruflichen Interessen die im Verbund zu absolvierenden TQ – beginnend mit TQ1 – festgelegt. Diese kombinieren die Theorievermittlung bei Bildungsträgern und die Praxisphasen im eigenen oder in einem Praktikumsbetrieb. Nach jeder TQ erfolgt eine Kompetenzfeststellung, die von der IHK Nürnberg durchgeführt wird. Diese Tests stellen sicher, dass die Teilnehmer schrittweise auf einen vollwertigen Berufsabschluss hinarbeiten können. „Unser Ziel ist es, nicht nur Hilfskräfte zu qualifizieren, sondern Fachkräfte mit einem anerkannten Abschluss auszubilden“, betont Kastner. Sprich: Die externe Prüfung soll absolviert werden.
Konzentrierte sich der Verbund zu Beginn auf technische Berufe, so wurde das Angebot sukzessive erweitert. Mittlerweile umfasst es auch kaufmännische Profile wie Kaufmann/-frau für Büromanagement oder Servicefachkraft für Dialogmarketing. Insgesamt sind aktuell in Mittelfranken neun Berufe im Programm. „Die Entwicklung neuer TQ-Angebote hängt stark vom regionalen Bedarf ab", erläutert der IHK-Bildungsleiter.
Ein besonders erfreuliches Ergebnis des Qualifizierungsverbunds ist die hohe Erfolgsquote: Fast 90 Prozent der Teilnehmenden bestehen die Kompetenzfeststellungen. Zudem haben viele Absolventinnen und Absolventen inzwischen einen vollständigen Berufsabschluss erreicht. „In Mittelfranken konnten wir über den Weg der TQs schon viele Fachkräfte qualifizieren“, berichtet Kastner.
Der Verbund hat bereits erste Nachahmer gefunden, doch die IHK Nürnberg bleibt ein Vorreiter in diesem Bereich. „Wichtig ist uns, dass wir keine kurzfristigen Lösungen schaffen, sondern nachhaltige Perspektiven bieten“, stellt Stefan Kastner klar.
Die Vision für die Zukunft ist klar: Der Verbund soll weiter ausgebaut werden, neue Branchen und Berufe sollen erschlossen und noch mehr Teilnehmende auf ihrem Weg zum Abschluss begleitet werden. Kastner: „Unser Fokus bleibt darauf gerichtet, langfristig Fachkräfte zu qualifizieren, die den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gewachsen sind.“